Aktuelle Meldungen      
Hier finden Sie aktuelle Meldungen von der Ambulanten Autismushilfe.
 
Ausflug nach Hamburg    24.06.2019
Was kann es besseres geben, als seine eigenen Wünsche und Interessen in die Arbeit zu integrieren? Richtig! Das Arbeiten mit Asperger-Autisten ermöglicht es, privates und berufliches zu vereinen. So war einst die Idee mit drei Klienten und zwei Betreuern nach Hamburg zu fahren geboren, um dort das Miniatur Wunderland zu besuchen. So unterschiedlich wir Neurotypen sind, umso gravierender sind es die bei Autisten. Wir Betreuer schauten mit interessierten Augen, ein Klient hingehen entdeckte Kleinigkeiten die für uns ursprünglich nicht relevant erschienen. Es ist aber nicht unbedingt autistisch-typisch, denn die anderen zwei verfolgen andere Ziele. Dieser besagte Klient entdeckte den Versuch einen Banktresor auszurauben oder die italienische Mafia bei der Arbeit. Er hatte so viel Ausdauer und hätte wohl den kompletten Tag noch suchen und staunen können, beim Rest hingegen war die Luft nach ca. 2 Stunden raus. Es ist schon erstaunlich, dass wir trotz des immer wieder wechselnden Lichtes und der Geräuschkulisse solang durchgehalten haben. Nach dieser Anstrengung stärkten wir uns bei Café und Kuchen in der Kaffeerösterei und das kulinarische Ende fand dann mit einem „schärfe Wettessen“ in der Bruzelhütte in Harburg seinen Abschluss. Es ist immer wieder spannend wie Autisten auf Angebote unsererseits reagieren - sie müssen in ihren Vorstellungen hineinpassen, wobei stets die Sinnhaftigkeit hinterfragt wird und es oft zu einer Absage kommen kann. Es war ein toller und vor allem ein entspannter Tag in Hamburg und die Rückfahrt endete im Ruhewagen des Metronoms und man merkte von jeden die Anspannung des Tags abfallen.

Gilbert Puckade, Christoph Behrends
 
Manchmal muss es schnell gehen    17.04.2019
Mitte Januar meldete sich der Sozialdienst einer Palliativstation eines Bremer Krankenhauses bei uns. Dort sei eine alte Dame auf der Station, die sich wegen ihres erwachsenen Sohnes große Sorgen mache. Der Sohn sei Asperger-Autist und sie befürchtet, dass er nicht allein zurechtkommen würde. Die Ärzte sprachen davon, dass sie nicht loslassen könne.

Wir nahmen Kontakt zur besten Freundin der Patientin auf und verabredeten uns mit ihr und dem Sohn am übernächsten Tag.

Mein Kollege Thomas Scheler und ich fuhren gemeinsam zum Hausbesuch. Schnell wurde deutlich, dass der Sohn nicht in ein betreutes Wohnen umziehen will, wie es sich die Mutter wünschte. Er lebt seit 15 Jahren mit seiner Mutter in der Wohnung und will sein gewohntes Umfeld nicht verlassen. Er kennt dort alle Wege und die Läden, in denen er bevorzugt einkauft. Auch zu den Nachbarn hat er Kontakt. Auch beruflich ist der Sohn gut eingebunden, er arbeitet seit fast 30 Jahren halbtags als Bote.

Wir machten an Hand des Metzler-Verfahrens (dient der Einstufung in Hilfebedarfsgruppen) eine erste Einschätzung des Bedarfs und schlugen vor, den Sohn in das ambulant betreute Wohnen aufzunehmen. Der Sohn und auch die beste Freundin der Mutter waren erleichtert, dass es diese Möglichkeit der Betreuung gibt.

Wir versprachen ganz schnell mit dem zuständigen Amt für Soziale Dienste Kontakt aufzunehmen. Vier Tage später besuchte der zuständige Sachbearbeiter den Sohn und bestätigte unsere Einschätzung. Zusätzlich wurde eine rechtliche Betreuung beantragt.

Den Besuch bei der Mutter mussten wir auf die folgende Woche verschieben, da sie inzwischen in ein Hospiz verlegt worden war. Bei diesem Besuch erklärten wir der Mutter, wie wir arbeiten und wie wir die Selbstständigkeit ihres Sohnes erhalten und weiter fördern können. Die alte Dame war sichtlich erleichtert und auch ihre beste Freundin war froh, die Verantwortung nicht mehr allein tragen zu müssen.

Eine Woche nach unserem Besuch im Hospiz erreichte uns die Nachricht, dass die Mutter friedlich verstorben sei. Die Freundin berichtete, dass die Mutter sehr froh war, dass ihr Sohn nun gut betreut ist.

Die ersten Betreuungsstunden haben nun bereits stattgefunden und der Sohn nimmt unsere Unterstützung gerne an.

Heute war die Traueranzeige in der Zeitung. Die Verstorbene wollte, dass Anstelle von Blumen- und Kranzspenden, die Autismushilfen gGmbH bedacht wird. Dafür bedanken wir uns.

Thomas Kallin, 13.02.2019
 
Wie sag ich´s meinem erwachsenen Kind?    07.12.2018
Eine unserer Klientinnen erfuhr erst sehr spät, dass sie eine sogenannte Asperger-Autistin ist. Bis dahin hatte sie eine Berufsausbildung absolviert und viele Jahre in einer Arztpraxis gearbeitet. Als ihr Arbeitgeber in den Ruhestand ging, gelang ihr ein Arbeitsplatzwechsel in die Verwaltung eines Krankenhauses. Den Haushalt bewältigte sie mit Hilfe ihrer Mutter. Die räumte auf, machte sauber, wusch ab und sorgte dafür, dass alles tiptop war.

Die Klientin konnte sich um diese Dinge nicht kümmern. Sie war beruflich oft unter Stress, weil sie z.B. nicht mit ihrem Arbeitspensum zurechtkam und manchmal sogar spät abends noch in der Verwaltung war, um liegengebliebenes abzuarbeiten.

Als die Mutter dann nicht mehr so gut Treppen steigen konnte und dann schließlich in ein Altenheim zog, blieb manches in der Wohnung liegen. Es fiel schwer, sich von Dingen zu trennen. Erinnerungsstücke wurden von einer Ecke in die andere geräumt, Zeitungen konnten erst entsorgt werden, wenn sie ganz durchgelesen waren und ähnliches.

Durch eine Kollegin aus den ATZ´s , die schon lange mit unserer Klientin bekannt war, kam es zu einem Gespräch in unserem Büro. Dabei konnten wir unser Angebot des ambulant Betreuten Wohnens erklären. Das wir nur dort helfen, wo Hilfe gewünscht ist, nicht in die Lebenswelt eingreifen und niemanden Bevormunden.

Die Klientin ist sehr froh, dass wir sie unterstützen. Bei zwei Besuchen in der Woche, wird jetzt einiges sortiert und weggeräumt und die Klientin genießt es, mehr Platz zu haben.

Vor kurzem war eine Mutter mit ihrem erwachsenen Sohn in unserem Büro. Der Sohn wohnt alleine und schafft auch viel alleine. Seine Mutter, inzwischen Ende 70, geht mit ihm einkaufen und hilft beim Saubermachen. Als wir anboten, manches zu übernehmen, lehnte der Sohn dies ab. Er hat ja seine Mutter und die kann ihm ja noch helfen.

Warum erzähle ich das eigentlich?

Für Menschen aus dem Autismus-Spektrum, die in einer eigenen Wohnung leben und mit der Unterstützung von Angehörigen gut zurechtkommen, mag es merkwürdig klingen, dass da nun ein „Betreuer“ auftauchen soll. Man hat doch die Angehörigen. Auf die ist Verlass. Die räumen auf, kaufen ein, waschen die Wäsche.

Wenn man noch relativ jung ist, ist das ja auch kein Problem. Wenn die Eltern in die Jahre kommen und nicht mehr so viel arbeiten können, wird es schwierig.

Fazit:

Liebe Eltern, sprechen sie mit uns oder wenden sie sich an die Beratungsstelle von Autismus Bremen e.V. Ambulant Betreutes Wohnen kann Betroffenen helfen, ihren Lebensalltag gut zu meistern, es kann aber auch Angehörige entlasten und eine neue Qualität der Beziehung möglich machen.

Thomas Kallin
 
Ein kleines Sommermärchen    22.10.2018
Unsere Klientinnen und Klienten leben ja alle in eigenen Wohnungen. Die Meisten sind zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer Unterkunft. Bei zweien liegt jedoch schon lange eine große Unzufriedenheit mit der Wohnsituation vor. Frau X lebt seit ihrem Auszug aus dem Heim in einer „Übungswohnung“. Zunächst vom Heim gemietet, dann wurde Frau X zur Mieterin, renoviert und eingerichtet wurde vom Vater. Frau X hatte nie das Gefühl, es wären ihre eigenen Räume.

Herr Y lebt seit drei Jahren in einem Gebäude, das mal ein Bürohaus war. Seine Wohnung ist so hellhörig, dass man jeden Besucher des Hauses hört, jede Tür usw. Das ist für einen Autisten die Hölle. In der Wohnung über ihm wohnt seit kurzem eine Familie mit kleinen Kindern, die nicht sehr früh in´s Bett müssen und so für noch mehr Unruhe sorgen. Besonders Geräusche die nicht zugeordnet werden können, sind zum Teil beängstigend.

Beide haben immer wieder im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach günstigen Wohnungen gekuckt: Im Internet bei den bekannten Immobilienportalen, auf Bremen.de, durch Bedarfsmeldung bei der Gewoba und Espabau usw.. Positive Ergebnisse? Leider nein. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist schlimm, manche Miethöhen sind nicht nachvollziehbar.

Das klingt nun wie im Märchen: Eine unserer Kolleginnen, die auch schon länger nach einer neuen Bleibe sucht, gelang es durch einen glücklichen Zufall eine Wohnung zu finden. Das bedeutet, ihre Wohnung in der Neustadt wurde frei! Im Team wurde schnell klar, dass diese Wohnung eine Alternative für Frau X bedeuten könnte. Frau X wurde eingeladen, die Wohnung zu besichtigen. Sie war spontan begeistert. Die Größe war passend, die Miete im Rahmen dessen, was das Amt an Kosten übernimmt.

Die alte Wohnung von Frau X ist deutlich ruhiger und so bot es sich an, Herrn Y für diese Wohnung als Nachmieter vorzuschlagen. Soweit so gut. Es gab da noch die kleine Krise einer Mieterhöhung, die den Rahmen des möglichen gesprengt hätte. Hier konnten wir uns mit dem Vermieter auf eine angemessene Mieterhöhung einigen (Danke noch mal dafür!) und Herr Y sollte Nachmieter werden. Als dann endlich, mit Hilfe des Amtes für Soziale Dienste, die Mietverträge unterschrieben waren, waren alle sehr erleichtert.

Nun stehen wir vor der Umzugswoche. Kisten wurden besorgt und gepackt, das Beschäftigungsprojekt „Sprungbrett“ des Therapiehilfe Verbunds, hatte Kapazitäten frei, um die Umzüge zu erledigen. Dies alles ist für Frau X und Herrn Y sehr aufregend, die Planung der Abläufe ist ambitioniert. Danke, auch an dieser Stelle, für die tolle Zusammenarbeit im Team, für die Flexibilität und manche zusätzliche Betreuungsstunde. Alle hoffen, dass es zum Ende des Monats wieder ruhiger wird. Ein kleines Fazit zum Schluss: Beide sind ihrem Wunsch nach selbstbestimmtem Leben einen Schritt nähergekommen.

PS: Frau X hat die Möglichkeit, auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt zu werden, doch dazu später mehr.

Thomas Kallin, 10.8.2018
 
 
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